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Die Kraft des Nichtstuns

Als ich vor ein paar Jahren bei einem Seminar von einem meiner Trainer die Idee des ,,Nichtstuns” vermittelt bekommen habe, wusste ich noch nichts von meinem Glück.

Irgendwann probierte ich das einfach mal aus. Das klingt paradox, ich weiß: Nichts zu tun, auszuprobieren. Kann man überhaupt nichts tun?

Bis dato kannte ich nur die Meditation. Mit dem Wort Meditation habe ich jedoch immer eine bestimmte zielgerichtete Handlung verbunden. Ich sitze in einer bestimmten Position, meine Augen blicken halbgeöffnet zum Boden, meine Hände befinden sich an einer bestimmten Stelle, ich beobachte meinen Atem…

Obwohl dieses Meditieren mich eigentlich entspannen soll, stresste mich irgendwann allein schon die Vorstellung, all diese Techniken TUN zu müssen – zumal ich doch in meinem Alltag ohnehin schon viel zu viel zu TUN hatte.

Umso mehr machte mich die Idee des NICHTS-tuns neugierig. Seitdem begleitet mich diese ,,Methode“ fast täglich.

Normalerweise nehme ich mir mindestens ein Mal pro Tag 20 min Zeit, in denen ich einfach mal von allen To Do´s absehe.

Gleichzeitig verzichte ich aber auch auf positive Tätigkeiten, wie Sport, Essen, Quatschen oder Handykonsum, die unseren Organismus schließlich auch fordern.

Ich nehme mir ganz bewusst diese Zeit für mich. Ich sitze oder liege einfach nur da und beobachte dann einfach die Umgebung oder schließe meine Augen. Ich erlaube mir einfach mal total unproduktiv zu sein und keine Leistung erfüllen zu müssen. Ich erlaube mir auch, mich in Gedanken zu verlieren oder einzuschlafen. Ich lasse einfach geschehen und vertraue darauf, dass mein Körper und meine Seele sich schon nehmen, was sie brauchen.

Diese ,,Lücke“ in meiner Tagesstruktur bewirkt meistens folgendes bei mir:

Mein Körper entspannt sich, mein Nervensystem fährt herunter, mein Kopf wird ruhiger und klarer, meine Sinne werden geschärft, meine Muskeln werden weicher, ich fühle mich geerdeter, präsenter und verbundener mit mir selbst. Mit anderen Worten: Meine seelischen und körperlichen Batterien laden sich von selbst auf, wenn ich das Betriebssystem mal pausiere.

Ich weiß aber auch, dass nichts tun auch ganz schön anstrengend sein kann – besonders für Menschen, die immer beschäftigt sind. Aus meiner Sicht und Erfahrung kann das v.a. an folgenden zwei Dingen liegen:

1) Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und viele Menschen haben den Glaubenssatz verinnerlicht: ,,Wenn ich nichts leiste, nicht produktiv bin, dann bin ich nichts wert bzw. dann bekomme ich keine Anerkennung“.

2) Unbewusst unterdrücken wir unangenehme Gefühle, indem wir kontinuierlich beschäftigt sind. Bleiben wir stehen, können diese Gefühle hochkommen. Es ist total menschlich, das verhindern zu wollen.

Ich glaube aber, dass es für unsere seelische (und körperliche) Gesundheit sehr wichtig ist, regelmäßig solche Zeiten des ,,aktiven Ruhens“ zu schaffen – gerade in unserer heutigen Zeit der kontinuierlichen Reizüberflutung.